Berkshire Hathaway ist das langfristigste Investment auf der Welt. Über die Berkshire Hathaway-Aktie investiert man in eine tolle US-Beteiligungsgesellschaft, die in amerikanische Unternehmen aus allen Branchen investiert. Berkshire Hathaway-Investoren sind perfekt diversifiziert und investieren neben dem legendären CEO Warren Buffett.
20 % der Marktkapitalisierung waren praktisch ungenutzt. Berkshire Hathaway hat in den letzten 10 Jahren seit der Finanzkrise einen gewaltigen Berg an Cash aufgebaut. Fast 150 Mrd. US-Dollar lagen in der Bilanz — ohne Verzinsung. Warren Buffett wurde von allen Seiten kritisiert und musste sich anhören, dass er die Wirtschaft verpasst. Doch das hat sich in den letzten Quartalen geändert.
Berkshire Hathaway wird zum Crashprofiteur dank des Cashpuffers. Während die Technologie-Aktien abstürzen und viele Investoren ein großes Minus im Portfolio haben, hat Warren Buffett losgelegt und seine Positionen ausgebaut. Dieses Jahr hat er bereits 41 Mrd. US-Dollar an Cash abgebaut und in Unternehmen investiert. Berkshire Hathaway ist so aktiv wie noch nie und wir haben uns in diesem Update angesehen, was er gekauft hat und wie die Aktionäre von seinen Investments profitieren können.
Berkshire Hathaway ist ein Unternehmen, aber man könnte es schon fast ein Konglomerat nennen. Denn Berkshire Hathaway ist eigentlich eine Beteiligungsgesellschaft, die aus über 60 Einzelunternehmen aus mehreren Bereichen besteht. Das ursprüngliche Kerngeschäft waren mal Versicherungen und Rückversicherungen, aber mittlerweile hat Berkshire drei weitere Bereiche aufgebaut.
Berkshire Hathaway ist Amerikas größtes Infrastrukturunternehmen. Zu Berkshire gehört die zweitgrößte Eisenbahn der USA: BNSF. Zu Berkshire Hathaway gehört einer der größten Energieversorger der USA: Berkshire Hathaway Energy.
Berkshire Hathaway ist außerdem eines der größten verarbeitenden Unternehmen in den USA. Berkshire Hathaway besitzt Marken wie Precision Castparts, IMC und Lubrizol, die jedes Jahr Milliarden-Umsätze erwirtschaften und für Berkshire Hathaway hohe Gewinne einbringen. Außerdem ist Berkshire Hathaway im Dienstleistungssektor aktiv mit Marken wie der Maklerfirma Berkshire Hathaway HomeServices oder dem Fast Food-Unternehmen Dairy Queen.
Zu guter Letzt kommt das Investmentportfolio von Berkshire Hathaway, auf das sich die meisten Investoren fokussiert haben. Berkshire Hathaway kontrolliert über 390 Mrd. US-Dollar an Vermögen und legt dieses Geld in Geldprodukten, Anleihen und Aktien an. Jeden Monat schauen Investoren gebannt darauf, welche Aktien wieder von Berkshire Hathaway gekauft und verkauft wurden. Besonders bemerkenswert ist die große Apple-Position, die einen Marktwert von 145 Mrd. US-Dollar hat und die Coca-Cola-Position, die Warren Buffett in 1988 kaufte, als die Coca-Cola-Aktie sehr niedrig stand.
Das Geschäftsmodell von Berkshire Hathaway ist rund um die Versicherungen aufgebaut. Berkshire Hathaway nutzt die hohen Cash Flows, die Versicherungen haben, um diese sicher zu investieren. Allerdings investiert Berkshire Hathaway untypisch für eine Versicherungsgesellschaft, denn sie haben ihre Cash Flows nicht nur in sichere Anleihen investiert, sondern Unternehmen mit besonders sicheren Cash Flows und hohem inneren Wert aufgekauft. Durch diese Reinvestitionen konnten sie stärker als der Rest der Branche wachsen und so immer mehr zu einer Beteiligungsgesellschaft wachsen. Mittlerweile ist das Versicherungsgeschäft eher schon ein Nebengeschäft geworden. Berkshires andere Bereiche und das Investmentportfolio haben über die Zeit an Gewicht gewonnen und heute ist Berkshire ein breiter Mischkonzern, der in vielen verschiedenen Wirtschaftsbereichen investiert ist. Berkshire ist zum Beispiel heute der größte Infrastrukturkonzern der USA, gemessen an den Bilanzwerten.
Letztes Jahr im Februar haben wir unser letztes Update zu Berkshire Hathaway veröffentlicht. Wir sahen Berkshire Hathaway als kaufenswert dank der günstigen Bewertung der einzelnen Berkshire-Sparten und der Expertise des Managements. Unser Update kam in einer Zeit, als Berkshire Hathaway bei vielen Investoren etwas verrufen war. Denn Berkshire Hathaway lief dem allgemeinen Aktienindex S&P 500 etwas hinterher und viele Investoren waren unzufrieden mit der zurückhaltenden Strategie bei Berkshire Hathaway.
In unserem Update ging es noch um einen Zukauf für die Sparte Berkshire Hathaway Energy, den Kauf einiger japanischer Aktien und ein größeres Aktienrückkaufprogramm. Unsere Annahme war, dass Berkshire Hathaway in Zukunft besonders sein Geld in Aktienrückkäufe stecken wird, wenn die Aktie hinter dem Aktienmarkt zurückbleibt. So kann Berkshire Hathaway ein großes Qualitätsunternehmen mit günstiger Bewertung kaufen und sein Kapital für die Aktionäre sinnvoll einsetzen. So kam es 2021 auch. Berkshire Hathaway hat das größte Aktienrückkaufprogramm der Firmengeschichte aufgefahren. Nachdem 2020 bereits 24,7 Mrd. US-Dollar in Aktienrückkäufe investiert wurden, hat Berkshire Hathaway in 2021 ganze 27,1 Mrd. US-Dollar verwendet, um Aktien zurückzukaufen. Insgesamt wurden 9 % der Berkshire Hathaway-Aktien in nur 2 Jahren eingezogen und damit hat sich der Firmenanteil von jedem Aktionär in der Zeit um 10 % erhöht.
Trotz dieser großen Investitionen hat es Berkshire geschafft, dass die Cash-Position wächst. 2020 hatten sie noch 138 Mrd. US-Dollar an Cash und kurzfristigen Anleihen. In 2021 ist diese Zahl auf 147 Mrd. US-Dollar angewachsen. Berkshire Hathaway hat ein kleines Problem bekommen, denn sie haben Kapital und wollen es investieren. Sie sehen es sogar als ihre Aufgabe, denn dieses Geld stammt zum Großteil aus dem Versicherungsgeschäft. Aber es gibt einfach nicht mehr genügend attraktive Investmentziele, die groß genug sind. Das Problem ist die hohe Nachfrage nach alternativen Anlagen insbesondere Private Equity. Private Equity-Investoren sorgen dafür, dass am Markt weniger attraktive Investmentmöglichkeiten für Berkshire Hathaway existieren. Das hat auch Charlie Munger erst kürzlich treffend formuliert:
Diese neuen Investoren sind ein Problem für Berkshire Hathaway. Aber Berkshire Hathaway hat genügend Kapital und ist immer auf der Suche nach guten Deals gewesen. Gerade in diesem Jahr fallen die Märkte etwas stärker und einige Aktien haben nachgelassen. Berkshire Hathaway hat diese Zeit genutzt und Geld investiert. Auf der Hauptversammlung am 30.04.2022 erfuhren die Investoren endlich, wie aktiv Berkshire Hathaway geworden ist. Berkshire Hathaway hat seinen Cash-Bestand im ersten Quartal 2022 um ganze 41 Mrd. US-Dollar verringert: von 147 Mrd. US-Dollar auf 106 Mrd.
In diesem einen Quartal hat Berkshire Hathaway 5,5 Mrd. US-Dollar an Gewinn erwirtschaftet und Aktien für 9,7 Mrd. US-Dollar verkauft. Aber sie haben auch fleißig investiert und zwar in alle Richtungen. Sie haben für 39,5 Mrd. US-Dollar Aktien von börsennotierten Firmen gekauft, wo sie eine attraktive Kaufgelegenheit sehen, sie haben eine ganze Versicherungsgesellschaft für 11,6 Mrd. US-Dollar aufgekauft und sie haben eigene Aktien im Wert von 3,2 Mrd. US-Dollar aufgekauft. Diese Investitionen arbeiten ab sofort produktiv weiter und erwirtschaften für Berkshire Hathaway attraktive Zinseszinsen.
Die wichtigste Übernahme für Berkshire Hathaway war im ersten Quartal vermutlich die Versicherungsgesellschaft Alleghany. Alleghany ist ein ähnliches Unternehmen wie Berkshire Hathaway. Warren Buffett sagte selbst, dass er Alleghany seit über 60 Jahren genau beobachtet. Denn die beiden Unternehmen sind Versicherungsgesellschaften, die hohe Cash Flows aus dem Versicherungsgeschäft beziehen und anschließend in Unternehmen mit stabilen Cash Flows investieren. Deshalb ist diese Firma von der Kultur her die perfekte Ergänzung für Berkshire Hathaway und stärkt sowohl das Versicherungs- als auch das Industrieportfolio. Besonders spannend ist, dass für Berkshire Hathaway die Übernahme recht günstig war. Sie konnten Alleghany zum 1,26-fachen Buchwert aufkaufen. Berkshire Hathaway wird dagegen mit dem 1,39-fachen Buchwert bewertet. Dadurch hat Berkshire Hathaway indirekt 1 Mrd. US-Dollar an Bewertungspotential aufgekauft.
Neben Alleghany hat Berkshire Hathaway vor allem in Aktien investiert. Dabei konnte Berkshire Hathaway einige spannende Investitionen auspacken. Die Gründe für viele Investments werden nicht bekannt gegeben, aber es gibt einige Thesen:
Chevron. Der größte Kauf des Quartals war die Ölgesellschaft Chevron für 21,4 Mrd. US-Dollar. Hier vermuten wir, dass Berkshire Hathaway den steigenden Ölpreis im Blick hat und sich deshalb für einen deutlichen Zukauf von Chevron entschieden hat. Gerade in diesen unsicheren Zeiten könnte Chevrons hohe Gewinnkraft und der antizyklische Rohstoffbereich für Berkshire Hathaway attraktiv sein.
Occidental Petroleum. Hier hat Berkshire Hathaway für insgesamt 7,0 Mrd. US-Dollar zugekauft. Für Berkshire Hathaway wurde Occidental Petroleum zu einem großen Verlustgeschäft während der Coronakrise und die Firma trennte sich von einigen Aktien. Mittlerweile haben sie wieder stark zugekauft. Man könnte meinen, dass Warren Buffett zum Trader wird. Wir vermuten, dass es auch hier um antizyklische Erträge und Risikoabsicherung geht.
Hewlett Packard. Berkshire Hathaway hat ca. 11 % der IT-Firma HP aufgekauft für 4,5 Mrd. US-Dollar. HP ist einer der größten Hersteller von PCs und Laptops weltweit und eine Firma, die eine bekannte Marke besitzt. Während der Coronakrise ist HPs Gewinn in die Höhe gestiegen und die Bewertung gesunken. Wenn man nach der klassischen Kennzahl KGV geht, hat HP gerade mal ein KGV von 6,7 und ist damit sehr günstig. Wir denken, dass für Berkshire Hathaway dieser Preis so attraktiv war, dass sie zuschlagen mussten. Dafür steht nun mal die Strategie von Berkshire Hathaway.
Activision-Blizzard. Der überraschendste Kauf im ersten Quartal war die Aktie Activision-Blizzard, an der Berkshire Hathaway bereits Anteile besaß. Hier hat die Firma für 4,6 Mrd. US-Dollar nachgekauft. Hier hat Warren Buffett den Kauf erklärt, denn es ist ein klassisches Arbitrage-Geschäft in seinen Augen. Microsoft möchte Activision-Blizzard für 95 US-Dollar je Aktie übernehmen. Der Aktienkurs stand letzte Woche noch bei ca. 76 US-Dollar je Aktie. Das heißt, es gibt 25 % Renditepotential, wenn man die Aktie kauft und einfach nur wartet. Das große Risiko ist nur, dass das US-Kartellamt diese Übernahme verbieten könnte. Dann fällt die Aktie vermutlich wieder zurück in die Region von 65 US-Dollar. Das wären 15 % Kursverlust. Die Wahrscheinlichkeit dafür sieht er wie wir als eher gering an. Wenn man annimmt, dass die Übernahme mit 25 % Wahrscheinlichkeit schiefgeht, dann liegt die Renditeerwartung hier bei 15 %. Eine interessante, einmalige Chance für Berkshire Hathaway.
Das 1. Quartal 2022 hat eines gezeigt: Berkshire Hathaway will Geld investieren. Die Historie hat gezeigt: Berkshire Hathaway investiert nicht um jeden Preis. Berkshires Investmentportfolio ist vor allem auf Apple ausgelegt, die hier die größte Position belegen. Erst mit weitem Abstand danach kommen Bank of America, Chevron, American Express und Coca-Cola. Gerade Chevron wurde direkt zu Berkshires drittgrößter Position im Portfolio.
Die aktuellen Käufe belegen allerdings, dass Berkshire hungrig auf Zukäufe ist und wir gehen davon aus, dass Berkshire Hathaway in der Zukunft auch noch einige Käufe durchführen wird. Gerade die Inflation und die endende Coronakrise nehmen einigen Aktien die Luft aus den Segeln und das ist die ideale Gelegenheit, um sich günstig einzukaufen. Eventuell baut Berkshire Hathaway sogar seine Amazon-Position aus oder kauft sich in eine andere Technologie-Firma ein. Wenn der Preis stimmt, die Firma günstig und das Geschäftsmodell einfach ist, spricht nichts dagegen. Zumindest erwarten wir, dass Berkshire Hathaway seine Technologie-Aversion in Zukunft weiter überwindet. Der Kauf von Apple zeigt, dass sich Warren Buffett auch Technologie-Aktien zuwendet.
Eine weitere Möglichkeit ist, dass Berkshire Hathaway sein Kerngeschäft stärkt, wo auch bisher der Fokus lag. Das bedeutet, dass Berkshire Hathaway attraktive Versicherer, Infrastruktur- und Industriefirmen aufkauft oder von anderen Firmen Geschäftsbereiche abkauft. Hier gibt es Potential wie Alleghany oder Berkshire Hathaway Energy zeigen. Eine große Gelegenheit sehen wir vor allem in Markel. Markel wird von vielen als „Baby Berkshire“ bezeichnet. Markel ist auch ein Versicherungskonzern, der in ähnlicher Weise wie das Vorbild Berkshire Hathaway investiert. Die aktuelle Marktkapitalisierung liegt bei 18 Mrd. US-Dollar, womit Markel ein potentielles Ziel für Berkshire Hathaway ist. Markel wird genauso wie Alleghany mit einem kleinen Abschlag zu Berkshire Hathaway bewertet und passt perfekt zur Firmenkultur.
Berkshire Hathaway kann natürlich weiterhin eigene Aktien zurückkaufen. Hiergegen spricht zumindest das etwas zurückhaltende Verhalten im 1. Quartal 2022 und in den ersten Wochen des 2. Quartals. Die Berkshire Hathaway-Aktie hat an Bewertung dazugewonnen und deshalb wird Warren Buffett hier vermutlich weniger Geld investieren. Gerade wenn sich Investmentmöglichkeiten auftun, werden die Aktienrückkäufe eher eingefroren.
Zu guter Letzt könnte Berkshire Hathaway bei weiterhin steigenden Zinsen sogar dazu übergehen, sein Kapital einfach im Anleihenmarkt lassen. Mittlerweile gibt es 0,91 % Zinsen pro Jahr auf 3-Monatsanleihen der USA (03.05.2022). Damit erwirtschaftet Berkshire Hathaway aktuell 1 Mrd. US-Dollar pro Jahr nur an Zinsen und die Aussichten auf noch mehr Zinsen steigen. Berkshire Hathaway möchte ohnehin eine Position von 30 Mrd. US-Dollar Cash behalten, um in allen Krisenzeiten stabil und sicher zu bleiben. Wenn sie die verbleibenden 76 Mrd. US-Dollar am Anleihenmarkt lassen, erwirtschaften sie zwar keine 10 % Rendite pro Jahr, aber sie erhalten eine kleine Vergütung und halten das Geld bereit für weitere Zukäufe. Zumindest ändert sich eines: Berkshire Hathaway macht ab sofort 1 Mrd. US-Dollar mehr Gewinn pro Jahr allein durch die zusätzlichen Zinsen, die sie ab jetzt erwirtschaften.
Berkshire Hathaway ist ein Finanzkonzern, deshalb kann man ihn nicht nach den klassischen Maßstäben wie unserem AAQS bewerten. Bei Berkshire Hathaway gibt es ein großes Versicherungs- und Finanzgeschäft, das sich nicht wie bei den meisten anderen Unternehmen bewerten lässt. Zum Beispiel steigen die Umsätze und Gewinne nicht so kontinuierlich wie bei vielen anderen Unternehmen. Aber alles in allem ist Berkshire Hathaway dennoch ein hervorragendes Unternehmen. Man sieht, dass viele der Kennzahlen für Wachstum stehen und Berkshire Hathaway bilanziell hervorragend abgesichert ist. Berkshire Hathaway darf man deshalb definitiv als Qualitätsunternehmen bezeichnen.
Berkshire Hathaway ist ein spezielles Unternehmen. Die Firma ist nämlich kein klassischer Average Grower, sondern durch das Beteiligungsgeschäft eher wie ein Asset Play zu sehen. In Berkshire Hathaway sind hohe Finanzwerte gebunden, die je nach Marktlage anders bewertet werden. Deshalb muss man das Unternehmen anders bewerten als die meisten anderen Firmen und sich mehr auf die Buchwerte konzentrieren. Denn in einem DCF-Modell oder unserem FMV-Modell wird das Investment Portfolio nicht richtig reflektiert. Deshalb setzen wir im Folgenden auf Bewertungen nach dem Buchwert:
Die einfache Form der Bewertung ist, dass man das bilanzielle Eigenkapital von 515 Mrd. US-Dollar nimmt und gegen die Marktkapitalisierung von 716 Mrd. US-Dollar hält. In dieser Bewertung liegt Berkshire Hathaway 39 % über seinem Buchwert und ist damit erstmal überbewertet. Wenn man für das exzellente Management von Warren Buffett und Charlie Munger noch einen Vertrauensaufschlag einrechnet, kann man diese Überbewertung rechtfertigen.
Historisch wird Berkshire Hathaway mit dem 1,35-fachen Buchwert bewertet. Somit liegt das aktuelle KBV von 1,39 nur geringfügig darüber und Berkshire Hathaway ist nach dieser Metrik fair bewertet.
Die komplexere Bewertungsart ist die Sum of the Parts-Methode. Bei dieser Bewertung ist die Annahme, dass Berkshire sich aufspaltet und wir Investoren viele kleinere Unternehmen erhalten, die wir nach marktüblichen Maßstäben bewerten. Also die Versicherungen werden mit Versicherungen verglichen und die Eisenbahn mit Eisenbahnen. Wenn die Summe dieser Berechnung mehr wert ist, als Berkshire Hathaway heute kostet, dann ist die Aktie unterbewertet.
Hierbei betrachte ich wie im letzten Update diese Bereiche:
Dieser Bereich lässt sich am einfachsten bewerten, da die Positionen aus der Bilanz ablesbar sind. Berkshire Hathaway besitzt aktuell 124,3 Mrd. US-Dollar in Cash und Anleihen mit verschiedenen Laufzeiten und 390,5 Mrd. US-Dollar in Aktieninvestments. Das ergibt 514,8 Mrd. US-Dollar an Finanzinvestments. Dem stehen rund 182,8 Mrd. US-Dollar an Versicherungspositionen in der Bilanz gegenüber. Das heißt, abzüglich dieser Versicherungsposition bleiben 332 Mrd. US-Dollar, die den Berkshire Hathaway-Aktionären gehören.
Ungefährer Marktwert: 332,0 Mrd. US-Dollar
Berkshire Hathaways Versicherung und Rückversicherung
Diesen Bereich bewertet man am besten, indem man Berkshire Hathaway mit anderen Erst- und Rückversicherungen bewertet. Hierbei habe ich 4 große US-Versicherungen gewählt, die für die Branche stehen, um die Komplexität des Berkshire Geschäfts mit einer Kennzahl zu bewerten: Progressive Corp (KUV: 1,37), MetLife (KUV: 0,90), Reinsurance Group of America (KUV: 0,45), Everest Re (KUV: 0,95). Der Branchendurchschnitt beträgt 0,92. Berkshire Hathaway hatte dabei 2021 Umsätze von 69,5 Mrd. US-Dollar. Insgesamt kommt damit Berkshire Hathaways Versicherungs-Geschäft auf einen Marktwert von 69,5 Mrd. US-Dollar.
Ungefährer Marktwert: 63,9 Mrd. US-Dollar
Berkshire Hathaway Einzelhandel, Dienstleistungen und Industrie
Berkshire Hathaways Umsätze mit Einzelhandel und Dienstleistungen lagen 2021 bei 84,3 Mrd. US-Dollar. Allerdings entfällt ein Großteil davon auf den Lebensmittel-Großhändler McLane. Hier sind die größten Wettbewerber US Foods (KUV: 0,29) und Sysco (KUV: 0,73). Der Mittelwert liegt bei einem KUV von 0,51. Da Berkshire Hathaway allerdings noch ein paar margenstärkere Einzelhandels- und Dienstleistungsbereiche wie Schmuck oder Restaurants besitzt, nehme ich ein faires KUV von 0,6 an. Damit ist das Einzelhandelsgeschäft 41,4 Mrd. US-Dollar wert.
Berkshires Industriesegment ist sehr breit aufgestellt und erwirtschaftete 68,7 Mrd. US-Dollar an Umsätzen. Sie haben einerseits Unternehmen aus dem Metallbau und Maschinenbau wie Precision Castparts und IMC, die eher geringere Margen erwirtschaften, aber auch den Schmierstoffhersteller Lubrizol, der höher bewertet wird. Repräsentative Wettbewerber sind Howmet Aerospace (KUV: 3,07) und Allegheny Technologies (KUV: 1,32). Für die Schmierstoffe kann man Fuchs Petrolub (KUV: 1,31) als Wettbewerber nehmen. Wir wollen eher konservativ rechnen und nehmen deshalb ein KUV von 1,31 wie bei Fuchs Petrolub an. Damit ist das Industriegeschäft 90,0 Mrd. US-Dollar wert und die ganze Sparte 131,4 Mrd. US-Dollar.
Ungefährer Marktwert: 131,4 Mrd. US-Dollar
Berkshire Hathaways Infrastruktur und Maklerdienste
Berkshire Hathaways Eisenbahngeschäft unter der Marke BNSF ist eines der größten der USA mit ungefähr 23,2 Mrd. US-Dollar Umsatz in 2021. Die größten Wettbewerber sind Union Pacific (KUV: 6,62) und CSX (KUV: 5,87). Der Mittelwert liegt damit bei einem KUV von 6,25. Somit errechnet sich der Marktwert der Sparte auf 145,0 Mrd. US-Dollar.
Berkshire Hathaways Versorgergeschäft ist ebenfalls eines der größten in den USA mit 18,9 Mrd. US-Dollar an Umsätzen in 2021. Das Portfolio erzeugt allein 14 GW Leistung mit erneuerbaren Energien aus Solar-, Wind-, Geothermal- sowie Wasserkraft pro Jahr und ist damit eines der größten Portfolios an erneuerbaren Energien weltweit. Wettbewerber sind NextEra Energy (KUV: 8,60), Duke Energy (KUV: 3,32) und Dominion Energy (KUV: 4,70). Das mittlere KUV liegt bei 5,54 und ergibt für Berkshire Hathaway Energy somit einen Wert von 104,7 Mrd. US-Dollar. Da Berkshire nur eine 89,8 %-Beteiligung an BHE hält, liegt der Wert bei 94,9 Mrd. US-Dollar.
Berkshire Hathaway HomeServices ist einer der größten Maklerdienste in den USA mit 6,1 Mrd. US-Dollar an Umsätzen. Größere börsennotierte Wettbewerber sind RE/MAX (KUV: 1,37) und Realogy (KUV: 0,18). Im Mittel ergibt dies ein KUV von 0,78. Damit kommt der Marktwert dieses Bereichs auf 4,8 Mrd. US-Dollar. Alle drei Bereiche zusammen haben einen Marktwert von 244,7 Mrd. US-Dollar.
Ungefährer Marktwert: 244,7 Mrd. US-Dollar
Insgesamt liegt Berkshire Hathaways innerer Wert somit nach marktüblichen Bewertungen ungefähr 8 % über der Marktkapitalisierung. Damit ist Berkshire Hathaway in etwa fair bewertet und sollte wie der S&P 500 performen mit einer Rendite von 10 % pro Jahr. Das beste Argument für Berkshire ist aktuell vor allem das tolle Management von Warren Buffett und Charlie Munger, das natürlich seinesgleichen sucht. Dadurch könnte die Aktie langfristig auch über ihrem inneren Wert gehandelt werden. Da Berkshire Hathaway so eine hohe Qualität bietet und der Wert leicht unter der Marktkapitalisierung ist, sehen wir hier eine Rendite von 10,5 % statt 10 % pro Jahr.
Je niedriger der Einstiegskurs, um so höher die langfristige Renditeerwartung
Berkshire Hathaway ist das Basisinvestment für Privatanleger. Es gibt keine Firma auf der Welt, die so lange und mit so beeindruckender Konstanz solche Ergebnisse erzielt hat wie Warren Buffett mit Berkshire Hathaway. Ein Investment in Berkshire Hathaway beteiligt einen Anleger an vielen interessanten Bereichen aus den USA und das alles gehebelt.
Dieses Jahr hat Berkshire Hathaway wieder bewiesen, dass sie eine Wertsteigerungsmaschine sind und jedes Jahr den inneren Wert der Firma erhöhen können. Das Berkshire Management denkt langfristig und aktionärsorientiert. Es geht ausschließlich darum, den Anlegern Mehrwert zu bringen. Deshalb hat Berkshire Hathaway in den letzten Jahren nur zögerlich Geld investiert und einen riesigen Cashberg aufgebaut. In diesem Quartal hat sich das allerdings geändert und Warren Buffett hat das berühmte Elefantengewehr ausgepackt. Es wurden direkt mehrere spannende Firmen übernommen.
Die wichtigste Übernahme ist Alleghany, das die Firmenkultur von Berkshire Hathaway ideal ergänzt, aber auch mit den anderen Investments wie Chevron, Occidental Petroleum und HP sichert sich Berkshire Hathaway gegen fallende Kurse durch Inflation und steigende Rohstoffpreise etwas ab. Wir denken, dass Warren Buffett auch weitere Investments ausgraben wird, falls die Märkte weiterfallen werden und wir freuen uns über die Aussichten. Falls er keine Investments findet, hat er zumindest eine attraktive Verzinsung auf die hohe Cashposition in seinem Portfolio.
Ich halte die Berkshire Hathaway-Aktie mit einer Renditeerwartung von 10,5 % für kaufenswert. Berkshire Hathaway ist in etwa fair bewertet und bietet nach wie vor eine gute Einstiegsgelegenheit, aber die exzellente Gelegenheit von vor einem Jahr wurde an der Börse abgearbeitet.
Liebe Grüße, Benjamin Franzil AlleAktien Partner
AlleAktien Partner und Aktienanalyst. Benjamins Fokus liegt auf den Branchen Luxusgüter, Restaurants und Halbleiter. Er war vorher bei Infineon in der Digitalisierung und Forschungsstrategie angestellt und hat an der Hochschule Trier Wirtschaftsingenieurwesen studiert. Seine Strategie ist, in Aktien mit den tiefsten Burggräben und stärksten Marken zu investieren — vorzugsweise Dividendenaktien.
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